Versuchsreihe Apfelsämlinge

 

Unsere Sommer fallen seit einigen Jahren deutlich heißer und trockener aus, als dies früher der Fall war. Die Bäume sind hierdurch geschwächt und anfällig für Krankheiten und Schädlinge, außerdem wachsen sie kaum noch. Das Wachstum aber stellt die Grundvoraussetzung für die Vitalität eines Baumes dar. Dies gilt ganz besonders für die Obstbäume, die als Kulturpflanze die zusätzliche Schwierigkeit haben, jede Menge große, kräftezehrende, Früchte auszubilden.

Das Wachstum eines Obstbaumes wird durch seine Wurzelunterlage, auf die die Edelsorte aufveredelt ist, geprägt. Für eine Obstwiese kommen nur sehr stark wüchsige und robuste  Unterlagen in Frage. In der Vergangenheit wurde die Selektion der Verdlungsunterlagen zwar hinsichtlich einer allgemeiner Robustheit vorgenommen, aber die heutigen klimatischen Bedingungen haben sich verschärft.

Die Landschaftsarchitektin und Pomologin Carina Pfeffer beschäftigt sich neben den alten Obstsorten mit dieser Problematik und führt hierzu an verschiedenen Standorten Versuchsreihen durch. Im Fokus stehen dabei alternative Wurzelunterlagen für Obstbäume und alternative Pflanzmethoden.  Auf der Obstwiese von Gut Leidenhausen sind daher, mit Unterstützung einiger Ehrenamtler der Schutzgemweinschaft Deutscher Wald, drei Versuchsflächen angelegt, auf denen Apfelsämlinge herangezogen werden. Es handelt sich um Sämlinge des ´Gelben Edelapfels´, der auf Kölner Wiesen gesund wächst, Sämlinge der Wurzelunterlage eines uralten (über 200 Jahre alten!) Apfelbaumes, sowie Sämlinge eines heimischen Wildapfels ´Malus sylvestris´. Zum Teil wurden vier Wochen alte Jungpflänzchen mit einer bereits 25 cm langen Hauptwurzel (die Pflanze selbst ist 5 cm groß) gesetzt, zum Teil erfolgte eine Direktsaat.

Durch die Anzucht direkt auf der Wiese haben die kleinen Apfelbäumchen die Möglichkeit eine tiefe, unbeeinflusste Wurzel auszubilden um an tiefere Wasserreserven zu gelangen  und sich von Beginn ihres Lebens auf die Bodenverhältnisse einzustellen.

Bäume aus der Baumschule haben zumeist keine dominante Hauptwurzel mehr, dies ist in der Baumschulpraxis so nicht möglich. Sie haben heutzutage oft Schwierigkeiten beim Anwachsen und gehen mit ihrem Wurzelwerk durch das starke Einkürzen der Pfahlwurzel oft ehr in die Breite, als in die Tiefe. Ein Apfelbaum ist aber zum guten Gedeihen  auf die tiefen und die flachen Wurzeln angewiesen.

 

Diese Art der Anzucht direkt auf der Wiese ist eine sehr aufwendige und zeitlich vorausschauende Methode und mir ist bewusst, dass dies im größeren Stil wohl kaum durchführbar ist. Aber die Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, erfordern sicherlich auch bisher unübliche Ansätze und Herangehensweisen.

 

 

Zur Zeit sind die empfindlichen Apfelsämlinge mit eine grobmaschigen Kiste abgedeckt und mit einem Hinweisschild versehen. Wenn die Sämlinge (nach nochmaliger Selektion) gut gewachsen und groß genug sind, werden sie in ca. 2 Jahren mit einer robusten und starkwüchsigen, regionalen Sorte aus dem Rheinland veredelt, die dann Sortiment des Obstarboretums Leidenhausen ergänzen.